Persöhnlichkeitsstörungen sind in aller Munde. Kaum eine Zeitschrift, die nicht über Probleme mit Menschen berichtet, die unter einem ausgeprägten Narzissmus leiden. Was aber, wenn der eigene Partner, die eigene Partnerin narzisstische Züge zeigen?
Vorab, Narzissmus gehört zu den Persöhnlichkeitsstörungen und ist deshalb auch unter den psychischen Krankheiten aufgelistet. Eine Diagnose sollte daher nur durch eine Fachärztin/Facharzt oder einen Psychologen mit Psychotherapeutischer Qualifikation gestellt werden.
Eine Laiendiagnose, oft vom verärgerten Ehepartner im Streit hervorgebracht, sollte stets vermieden werden. Die möglichen seelischen Verletzungen sind nicht abzuwägen, wenn kein Narzissmus vorliegt. Die Diagnose schlicht weg falsch ist.
Steht der Verdacht im Raum, der Partner könnte psychische Probleme haben oder erkrankt sein, sollten sie nicht länger zögern und gemeinsam einen Facharzt oder Fachärztin aufsuchen. Für sie sind die niedergelassenen Psychiater/Innen die richtigen Ansprechpartner. Finden Sie keinen niedergelassenen Facharzt oder kann ihnen keiner der Ärzte freie Termine anbieten, dann konsultieren sie bitte ihren Hausarzt.
Im Notfall wenden sie sich an eine nahegelegene Psychiatrische Klinik. Sollte Gefahr in Verzug sein, scheuen sie bitte nicht den Notruf 112 zu wählen.
In Beziehungen wie Partnerschaften, Ehen oder Familien verhalten sich Narzissten zunächst oft unauffällig. Die Besonderheiten der Persönlichkeit sind nicht immer unmittelbar erkennbar. Sehr häufig sagen die betroffenen Angehörigen oder Partner, „ich habe mich am Anfang nur manchmal über ihn bzw. über sie gewundert“. Im Laufe der Zeit wurde es immer unerträglicher. Anfänglich war er/sie so nett und aufmerksam zu mir. Laß mir jeden Wunsch von den Augen ab.
Später wurde ich immer mehr von meinen Freunden / meiner Familie durch ihn isoliert. Meine liebgewonnen Eigenarten, meine Hobbys wurden mir von ihm / ihr vereitelt oder sogar unmöglich gemacht. Die Streitereien nahmen an Häufigkeit und Intensität zu. Erhielt ich ein Lob oder eine Anerkennung im Job, redete mir diese mein Partner runter oder er argumentierte, dass er noch toller noch genialer sei und meine Anerkennungen rein gar nichts mit Können oder Kreativität zu tun hätten.
Beklagte ich mal Schmerzen oder Unwohl sein, erklärte mir mein Partner, dass die Beschwerden nichts seien, im Verhältnis zu dem, was er selbst einmal erlebt habe oder gerade durchmache. Im Laufe der Zeit wurde ich immer unsicherer. Die Erklärungen meines Partners waren sehr schlüssig und ich bekam zunehmend das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Eine Betroffene berichtet:
Freunde meldeten sich bei mir und erkundigten sich nach uns. Ihnen sei aufgefallen dass wir immer häufiger Aktivitäten absagen würden. Früher sei ich doch sehr gerne mit ausgegangen und habe die Gesellschaft der Freunde immer sehr genossen. Ich erfand auch immer neue Ausreden und zog mich zunehmend zurück, wissend dass mein Partner meine Freunde, nicht für Freunde hielt und mir den Umgang mit Ihnen madig machte. Mein Partner hatte damals keine eigenen Freunde und meine Freunde waren nicht geeignet für UNS.
Eines Tages besuchte mich eine gute Freundin, bei mir zuhause. Als die Zeit näher rückte, dass mein Partner von der Arbeit heimkommen würde, drängte ich sie zum Gehen. Sie ließ sich jedoch nicht darauf ein und blieb, bis mein Partner nach Hause kam. Ich bemerkte sofort, dass ihm die Anwesenheit meiner Freundin nicht passte. Zunächst zeigte er den gut erzogenen, weltgewandten Mann, dann wurde er immer anmaßender und zunehmend gemeiner zu meiner Freundin und zu mir.
Bis er schließlich zornig im Schlafzimmer verschwand. Meine Freundin verabschiedete sich bald darauf. Mir blühte noch eine strittige Nacht, die von Streit, Anschuldigungen und Herablassenden Formulierungen nur so trotzte. Schließlich sprach mein Partner noch ein Umgangsverbot bezüglich meiner Freunde, für mich aus.
Sichtlich übernächtigt, saß ich am kommenden Morgen an meinem Schreibtisch im Büro.
Ich konnte nicht glauben, was mein Partner alles in Wut und Zorn über meine Freunde gesagt hatte. Alle Menschen waren schlecht, arglistig und täuschend gewesen. Er hatte sie sofort durchschaut aber aus Rücksicht zu mir nicht sofort alles gesagt. Sollte ich mich nicht von ihnen trennen, würde er die Beziehung zu mir beenden. Das gleiche galt auch für meine Mutter und meinen Bruder. Ich war am Boden zerstört.
In der Mittagspause besucht mich meine Freundin von gestern Abend erneut. Kurz und knapp erklärte sie mir, dass ich Zuhause einen waschechten Narzissten hätte. Sie habe selbst eine Beziehung mit einem Narzissten gehabt. Der Besuch gestern Abend hatte lediglich den Zweck gehabt, dass sie sich Gewissheit hatte verschaffen wollen. Im Freundeskreis war man sich schon lange einig, dass ich mich stark verändert habe, seit ich mit meinem neuen Partner zusammen war.
Meine Freundin hatte zudem mit einem befreundeten Psychotherapeuten telefoniert, der ihr, nach vorsichtiger Einschätzung, aufgrund der Schilderungen vom gestrigen Abend erklärt: Vorsicht, dass könnte eine von Narzissmus geprägte Beziehung sein.
Ich dankte ihr und nahm mir für den Nachmittag frei. Die restlichen Stunden verbrachte ich im Netz und laß viele Berichte und Dokumentationen über Narzissmus und Beziehungen. Mir wurde klar, dass nicht ich das Problem in unserer Beziehung war, sondern mein Partner, besser gesagt seine besondere Art.
Ich verstand auch, dass viele Frauen versuchen ihren Partner zu heilen oder zumindest zu helfen. Völlig vergebliche Mühe. Nur dann, wenn der Betroffene einsieht, dass er narzisstisch denkt, fühlt und handelt und er zudem bereit ist sich therapeutische Hilfe zu holen, wäre eine Fortsetzung der Beziehung möglich. Ich erfuhr noch ein paar Besonderheiten in Bezug auf frühere Partnerschaften des Partners, übe die Dauer und den Grund der Auflösung, über Art und Dauer von Arbeitsverhältnissen und die Beziehung zu den eigenen Eltern.
Als mein Partner nach Hause kam, suchte ich das offene Gespräch mit ihm. Vergeblich. Jede Art von Kritik oder Zweifel an seinen Ansichten oder Wertesystemen machten ihn nur noch wütender und jähzorniger. Als die Situation zu eskalieren drohte, bat ich in die Wohnung zu verlassen. Wütend warf er den Wohnungsschlüssel auf den Boden und verließ die Wohnung, mit einem lauten Knall der Wohnungstüre. Ich habe ihn nie mehr wieder gesehen.
Da ich keine Freunde von ihm kannte, rief ich seine Exfreundin an. Sie erzählte mir ohne Umschweife, dass es bei ihr ein ähnliches Ende gefunden habe nur habe der Prozess der Beendigung 5 Jahre gedauert. Sie selbst sei, nach dem Aus der Beziehung, in stationäre Behandlung gekommen. Der behandelnde Psychologe habe ihr erklärt, dass ihr Freund vermutlich von einer narzisstischen Mutter erzogen wurde.
Ich bin meiner Freundin unglaublich dankbar für ihre offenen Worte. Vielleicht hätte meine Trennung auch Jahre gedauert und hätte mich an die Grenzen meiner seelischen und psychischen Belastung geführt.
Anmerkung: Wenn Sie vermuten möglicherweise mit einem Narzissten zusammen zu leben, zögern sie bitte nicht, sich entsprechenden Rat zu holen. Rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir eine Mail.
In einem gesonderten Artikel werde ich übe die Besonderheiten des Narzissmus schreiben, in Bezug auf eine Beziehung zwischen Autisten mit Narzissten.
Ich freue mich über Anregungen, Fragen oder Kritik zu meinem Artikel.
Ihr Georg Krause