Erfahrungen & Bewertungen zu Lebenskonzepte Köln

Gastbeitrag von Peter Ecker

über das Thema Sexualität Fantasien und Wünsche in einer Beziehung von derpaarberater Peter Ecker .

Fantasien und Wünsche

In erster Linie sind wir alle von Wünschen und Erwartungen geprägt. Erwartungen, dass der Partner unsere Bedürfnisse errät und weiß was uns in der Sexualität gefällt. Damit bürden wir unserem Partner aber eine große Last auf. Selbst wenn man noch so lange zusammen ist, kennt man die Gedanken seines geliebten Menschen nicht. Wenn sich dann die Erwartungen nicht einstellen, ist die Enttäuschung groß. Manchmal ist es gar nicht so leicht zu sagen, was man sich wünscht. Im Alltag trinkt man aus Höflichkeit Kaffeesahne obwohl man Laktose intolerant ist und im Bett gibt es Blümchensex, obwohl man es eigentlich gerne richtig krachen lassen würde. Damit es unter den Laken etwas heißer hergeht als lauwarm, gibt es nur die Möglichkeit über eine gelungene Kommunikation das Thema zu beleben. Denn ganz ehrlich: Nicht jedem fällt es leicht, frei von der Leber weg zu sagen „Schatzi, ich hätte total Bock mal mit dir…”

 

Langjährige Untersuchungen mit Paaren an der Uni Göttingen, durchgeführt von Dr. Ragnar Beer und Dr. Peter Zezula haben gezeigt, dass die Verbesserung der Paarbeziehung spürbar eintritt, wenn Kommunikation über die sexuellen Wünsche des Paares erfolgt. In einer großen Theratalk Studie (vgl. auch theratalk.de) wurden über 5000 Paare in langen Beziehungen befragt. Das positive Ergebnis war, dass es durch das Aussprechen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu einer erheblichen Verbesserung der partnerschaftlichen Sexualität kam. Die meisten Paare liegen gar nicht so weit auseinander. War die sexuelle Zufriedenheit am Anfang der Befragung im Durchschnitt bei ca. 40 %, so ergab die Übereinkunft sich gemeinsamen Bedürfnissen zu widmen eine durchschnittliche Zufriedenheit von über 80 %. Diese Verdoppelung entstand durch die positive Auseinandersetzung des Paares mit Ihren Wünschen.

 

Aber wie verhält es sich nun mit unseren Fantasien? Fantasien können, müssen aber nicht zwangsläufig in die Realität umgesetzt werden. In erster Linie sind sie ein Hinweis darauf, was uns sexuell gefällt. Sie beflügeln unsere Lust und motivieren uns mitunter im Bett Neues auszuprobieren, um unseren Drang nach erotischen Höhepunkten zu stillen. Häufig brauchen wir diese Fantasien auch, um in Stimmung zu kommen. Wir stellen uns dann in unserem Kopfkino eine andere Situation, andere Beteiligte und vielleicht ein anderes Szenario vor. Und nein, das hat nichts mit „fremdgehen“ gemein. Diese Fantasien gehören uns – unsere Gedanken sind frei. Sie müssen nicht ausgesprochen oder ausgedrückt werden. Wenn wir aber spüren, dass aus dieser Fantasie ein realer Wunsch wird, ist es wichtig mit unserem Partner darüber zu sprechen. Oftmals schämen wir uns dafür. Denn unsere Erziehung und die Evolution hat vieles in uns manifestiert. Das tut man nicht! Das gehört sich nicht! Das ist doch krank! Das ist doch pervers! Warum genüge ich dir nicht?

 

Um zu verstehen, warum diese Fantasien uns so beflügeln, muss man verstehen, dass sie ihren Ursprung in unserem Kopf haben. Der Kopf und der Geist darin sind das größte sexuelle Organ. Es hilft uns ein Kopfkino zu erzeugen und um uns völlig in einen erotischen Tunnel zu begeben. Was für das Kopfkino gilt (vgl. dazu Dr. Angelika Eck, Sexuelle Fantasien in der Therapie, 2020), spiegelt sich auch im Konsum unserer Fantasieplots wider. Ausschweifender und frei verfügbarer Pornokonsum hat nicht immer zu einer besseren Denk Hygiene geführt. Davon sind längst nicht nur Männer betroffen. Immer mehr Frauen konsumieren auch bedenkenlos Pornografie. Doch auch hier gilt: „Die Dosis macht das Gift!“ Pornografie soll hier keineswegs verteufelt werden. Sie ist als Anregung und für unsere Fantasie sicherlich ein Hilfsmittel und dennoch ist es wichtig zu unterscheiden zwischen Fantasie (Porno) und der Realität (Zuhause.)

 

Wenn Sie also Fantasien haben, deren Umsetzung ihr großer Wunsch ist, sollten Sie in einer ruhigen Minute mit Ihrem Partner darüber sprechen. Viele Fantasien auch mit anderen Personen lassen sich z. Bsp. in einem gemeinsamen Rollenspiel gefahrlos nachahmen. Vielleicht gibt das auch Ihrem Partner den richtigen Kick?

 

Fast alles im Leben eines Paares wird einfacher und leichter im Umgang miteinander. Man kennt sich eben schon so lange. In der Sexualität ist es genau umgekehrt. Zu Beginn unserer Partnerschaft haben wir oft eine erfüllte und leidenschaftliche Sexualität. Wir verstehen uns blind und unser SEX entwickelt sich. Mit zunehmender Dauer verlieren wir unser eigenes sexuelles Profil (vgl. Prof. U. Clement, Guter Sex trotz Liebe 2015.) Wir passen uns immer mehr dem Partner an. Eine gefährliche Entwicklung. Wir tun das, was wir denken, das ihm/ihr gefällt. Wir fragen nicht mehr nach. Ein gemeinsames sexuelles Profil entsteht und oft wird es der kleinste gemeinsame Nenner. Das daraus eine persönliche Unbefriedigung und der Ursprung für viele Seitensprünge entsteht, dürfte klar sein.

 

Paare die sich ein Leben lang mit Ihrer Sexualität beschäftigen, haben es da bedeutend leichter. Sie entwickeln sich gemeinsam und sprechen unbefriedigende Dinge aus. Sexualität ist mehr als rein und raus, Höhepunkt und fertig. Sexualität ist ein gemeinsamer verbindlicher Reigen miteinander, der es uns ermöglicht Dinge zu erleben, an die wir nie dachten. Deshalb ist Sexualität für eine gesunde Partnerschaft auch so lebenswichtig, Nur gemeinsam können wir sie als Paar entwickeln und gestalten. Dazu gehört eine Portion Mut und Überwindung. Dinge anzusprechen, die wir gerne hätten und Dinge, die wir nicht so mögen. Ich wünsche Ihnen als Paar, dass Ihre Kommunikation darüber nie verloren geht. Und wenn Sie Probleme in diesem sensiblen Bereich haben, dann holen Sie sich Hilfe, bei jemanden der sich mit diesem Bereich täglich beruflich beschäftigt. Nur wer aktiv agiert kann die Ursachen für eine Wirkung bei seinem Partner setzen. Sexualität passiert nicht von alleine! Sie ist ein gemeinsame Verantwortung von zwei liebenden Menschen.

 

Peter Ecker

Paar- und Sexualcoach

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