Nachfolgend haben wir 5 Merkmale aufgelistet, die auf psychische Misshandlung hinweisen
Es ist nicht einfach, Personen zu erkennen, die psychische Misshandlung ausüben.
Oft glauben wir, dass ein Mensch uns nur schaden könne, wenn er uns physisch (körperlich) angreift. Das Problem ist nur, dass es auch Menschen gibt, zu verletzen ohne zu schlagen. Sie verursachen oft mehr Schaden als diejenigen, die körperlich misshandeln.
Machos, Raufbolde oder Bullies, Mobber, Diskriminierung…
Es gibt scheinbar Gründe, die dazu berechtigen könnten, jemand Schwächeren zu misshandeln.
Psychische Misshandlung ist eine der heftigsten Ausdrucksformen von Aggressionen, mangelnder Wertschätzung sowie Ungleichheit, und es besteht natürlich auch ein Zusammenhang zu dem Erfolgs- und Leistungsideal unserer heutigen Zeit.
“Psychische Gewalt verwandelt dich und deinen Geist in nutzlose Wesen.”
Ana Isabel Gutiérrez Salegui
Misshandlungen gibt es überall.
In der Familie, in einer Paarbeziehung, zwischen Freunden, in der Schule, an der Universität, auf der Arbeit (Mobbing und Bossing sind typische Erscheinungen von psychischer Gewalt). In einem separaten Artikel werde ich noch genauer auf die Formen psychischer Gewalt in der Arbeitswelt eingehen und auch betroffene Personen zu Wort kommen lassen.
Es gibt kaum kein Entkommen. Sie finden statt und es ist unmöglich, sie zu verhindern.
Was wir allerdings tun können, ist Misshandler an ihren typischen Merkmalen zu erkennen. Sobald wir dies getan haben, gilt es, aufmerksam zu bleiben und die wahren Beweggründe einer Person zu identifizieren.
Was sind die Gründe für ein solches Verhalten? Eine starke Ich-Bezogenheit kennen wir bereits und beschreiben die betroffenen Menschen als Narzissten. In Abgrenzung dazu gibt es noch Menschen, die als enge Bezugsperson eine Narzisstin als Mutter oder einen Narzissten als Vater oder gar beide Elternteile als Narzissten hatten.
Eine intensive Betrachtung verdient die Art der frühkindlichen Bindung zwischen Mutter und Kind, speziell wenn es Umstände in der kindlichen Beziehung gab, die eine innige und ungestörte Entwicklung zur Mutter und mit der Mutter gab.
Beispiele können sein: eine Trennung unmittelbar nach der Geburt oder in einer sehr frühen Phase der Mutter-Kind Bindung. Gründe können medizinischer Natur sein (Erkrankung des Kindes oder der Mutter, mit stationärem Aufenthalt von Kind oder der Kutter). Der Grund kann auch in den Lebensumständen der Mutter / der Familie zu suchen sein. (Gefährdung des Kindes; „Kindswohlgefährdung“ mit und ohne Inobhutnahme des Kindes, durch das Jugendamt). Möglicherweise anschließende Unterbringung in einer dauerhaften oder vorübergehenden Pflegestelle bzw. Pflegefamilie.
Nicht berücksichtigt werden die Eindrücke, die das Kind intrauterin, also vor seiner Geburt erlebt hat, da diese Eindrücke schlecht vulnerabel geprüft werden können.
Bleibt noch die Geburt selber, die auch äußerst traumatisch für das Kind verlaufen kann. Seelische und psychische Geburtstraumata werden in einer ganzen Reihe von Arbeiten eingehend beschrieben. Durchgeführte operative und invasive Geburtshilfen können ungeahnte seelische Folgen für das Kind haben. Gängige Praxis ist oft die Geburt per Kaiserschnitt, bei der das Kind, durch die Ärzte operativ aus dem Uterus entfernt wird und zur weiteren Versorgung einer Kinderkrankenschwester übergeben wird, durchzuführen.
Der Weg auf die Welt, mit einem unmittelbaren Kontakt zur Mutter ist seelisch extrem wichtig und wird durch eine operative Geburt ausgeschaltet. Der medizinische Nutzen steht dabei im Vordergrund.
In der modernen Geburtshilfe haben sich die Stimmen gemehrt, viel besonnener und individueller auf die Bedürfnisse der Gebärdenden und auf die des Kindes einzugehen. Wohlwissend, dass die Natur „weiß“ was für Mutter und Kind das richtige ist. Weitere invasive Eingriffe in die Geburt sind Techniken, wie die Zangengeburt oder der Einsatz der Saugglocke. Hinzu kommen noch Medikamente, die die Geburt beschleunigen oder verlangsamen können, die Schmerzen reduzieren können, und die den zügigen Abschluss der Geburt realisieren. Die kurze Beschreibung der Umstände einer Geburt, soll die medizinische notwenigen Maßnahmen der modernen Geburtshilfe keinesfalls schmälern, jedoch wird viel vom natürlichen Bedürfnis von Mutter und Kind nicht mehr im routinemäßigen Ablauf einer Geburt zugelassen, mit schwerwiegenden Folgen für den kleinen Menschen.
Sozio-psychische Überlegungen zum Thema:
Innerhalb der Geschwisterkonstellationen können Entwicklungsstörungen und Verzögerungen in der kindlichen Entwicklung beobachtet werden. Kommt noch starker Stress hinzu, der in der Familienstruktur begründet sein kann, sprechen Fachleute von toxischen Stress.
Ich nehme Bezug auf die Arbeiten von Dr. John Bowlby.
Bowlby war ein britischer Kinderarzt, Kinderpsychiater, Psychoanalytiker und hat u.a. die 4 Bindungstypen von Kindern (1x sicher gebundene Kinder und 3x verschiedene, unsicher gebundene Kinder) untersucht und gut dargestellt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Experiment, in dem die Mutter eines Kleinkindes dieses kurzzeitig verlässt (sie verlässt den Raum). Das Kind reagiert mit weinen und nachkrabbeln, da die Situation bedrohlich für ein Kleinkind ist. Nach kurzer Zeit kommt die Mutter wieder in den Raum und nimmt ihr Kind sofort auf den Arm. Sicher gebundene Kinder können sich selbst wieder schnell beruhigen und können weiterspielen. Unsicher gebundene Kinder können oft nicht mehr aufhören zu weinen (sie können sich selbst nicht regulieren) der sie zeigen keinerlei Reaktion durch die kurzzeitige Trennung. Durch Speichelmessungen konnte bei diesen Kindern ein hoher Cortisol Spiegel nachgewiesen werden, der mit einem hohen Stressniveau in Korrelation steht.
Das waren nun einige Beispiele dafür, wie das Leben eines Menschen bereits in der Geburtsphase, unmittelbar danach und in der weiteren kindlichen Entwicklung schädigend für eine normgerechte Gefühlswelt und deren Erlebnisse stehen kann.
Dr. John Bowlby sagte einmal, „ was der Mutter nicht zuteilwurde, kann sie an das selbst (hier ist das Kind gemeint) nicht weiter geben.“
Obwohl es bezüglich solcher Kriterien unter Psychologen und Forschern keine Einigkeit besteht, lässt sich eindeutig feststellen, dass ein psychologischer Misshandler weit davon entfernt ist, geistig krank, im Sinne der ICD10 Normierung, zu sein.
Meistens verursacht er unbewusst Schaden, um seine Machtgefühle über seine Mitmenschen hinweg zu testen. Aber es gibt durchaus Umstände und Charakteristika, die ihn von anderen Menschen eindeutig unterscheiden.
- Der psychische Misshandler und Intoleranz
Der Misshandler akzeptiert keine Unterschiede. Seine eigene Welt ist die einzig mögliche und die der anderen ist nichts wert. In seinen Beziehungen zum anderen Geschlecht betrachtet er sein Gegenüber stets als minderwertig und korrekturbedürftig. Es handelt sich um Extremfälle von Machismo oder Feminismus. (gemeint ist eine übertrieben ausgelebte Form einer Geschlechteridentifikation).
Er behandelt entsprechend der Klischees, die die Gesellschaft ihnen zuschreibt. Wenn er sie teilt, nähert er sich nur denjenigen, die sich mit ihm identifizieren. Sonst distanziert er sich und verhält sich abweisend. Er lässt sich von Vorurteilen und Normativen in der Gesellschaft leiten und inspirieren. Deshalb diskriminiert er oft andere und hat anderen gegenüber wenig Respekt, Wertschätzung und Einfühlungsvermögen.
- Unnachgiebigkeit
Der Misshandler denkt, fühlt und verhält sich so, als wäre er der Besitzer der Wahrheit. Argumente anderer berücksichtigt er nicht. Er neigt dazu, anderen seine Vorstellungen aufzudrücken, egal in welchem Kontext. Wenn es darum geht, mit jemandem eine Vereinbarung zu treffen, gibt er keinen Millimeter nach, denn er glaubt, dass sein Standpunkt der einzig wahre ist und folglich von allen akzeptiert werden muss.
Ein psychologischer Misshandler will jede Situation dominieren und immer Recht haben. Alle anderen liegen falsch und ihre Vorstellungen oder Meinungen sind nicht richtig, weil sie von seiner Maxime abweichen. Er ist ein negativer Partner, der immer die Absicht verfolgt, hervorzustechen, zu manipulieren und alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
- Schwarz-Weiß-Denken
Für einen psychologischen Misshandler gibt es nur weiß und schwarz. Grautöne werden in keiner Weise akzeptiert. Das verhindert, dass er anderen verzeiht, weil er die Umstände, unter denen sich jemand einen Fehler begangen hat, nicht berücksichtigen kann. Er ist zudem nicht fähig, seine eigenen Fehler anzuerkennen.
Auf den Misshandler passt der Satz “Liebe und Hass trennt nur ein Schritt”. „So ist sein Leben konzipiert: Es gibt nur zwei Extreme, die schreckliche Folgen haben, wenn sie aufeinandertreffen. Für ihn sind die Dinge entweder gut oder schlecht; es gibt nur wahr oder falsch, man gewinnt oder verliert. Er verhält sich gemäß dieser Prinzipien, nach denen er sein Leben ordnet.“
- Hypersensibilität
Dieser Typ von Mensch hat große Schwierigkeiten, seine Impulse unter Kontrolle zu halten. Mangelnde Impulskontrolle und schlechte Selbstregulation im präfrontalen Kortex. Wenn er scheitert, kostet es ihn extreme Anstrengung, wieder neu anzufangen. Wenn er jedoch Erfolg hat, überzeugt ihn das davon, dass er einfach genial sein muss. Beide Extreme sind teuflisch, wie man im Volksmund sagen würde. Aber der seelische Misshandler betrachtet den Extremismus als etwas Positives und verfällt ihm ständig.
Der Misshandler kennt keine Selbstkritik, er bewertet sich streng, aber oberflächlich. Er neigt dazu, schnell deprimiert zu werden. Und oft fällt er in tiefe Abgründe, aus denen ihn niemand retten kann. Ersteres ist ein Produkt seines geringen Selbstbewusstseins. Das führt dazu, dass er in einem ständigen Angstzustand des Scheiterns lebt und dazu neigt, sich selbst als Opfer zu sehen.
- Charme
Während Misshandler das Vertrauen ihrer Opfer gewinnen, verhalten sie sich wie die liebenswürdigsten Partner auf der Welt. Für Menschen in ihrer Umgebung ist es schwierig, ihre wahren Absichten zu durchschauen. Der psychische Misshandler ist der ehrenhafte Akteur, der alle Preise gewinnt. Er überrascht mit Charisma und überall, wo er hinkommt, mögen ihn die Menschen.
Auch wenn er seine Maske absetzt und sein wahres Gesicht zeigt, wollen andere (vor allem das Opfer) nicht einsehen, dass sie seelische Misshandlung erfahren. Manche werden diese schreckliche und verwirrende Wahrheit wahrscheinlich nie akzeptieren und ihre Strategie ändern.
Trotz all dieser Merkmale lebt der Misshandler aber ein Leben voller Leiden. Seine größte Strafe ist es, niemanden wirklich, außer sich selbst vielleicht, lieben zu können. Deshalb ist sein alltägliches Leben von Einsamkeit und Leere geprägt. Er ist ein Opfer seiner selbst.
Falls Sie nun sich in einer ähnlichen Lebenslage wiedersehen und vielleicht schon verzweifelt haben, dann zögern sie bitte nicht und rufen mich einfach an oder schreiben sie mir eine Mail. Ich melde mich rasch bei Ihnen.
Ihr Georg Krause